Rezension | Wolfkisses - Ankunft der Jäger von Katania de Groot

Werwölfe - eigentlich nicht so mein Ding. Wie es kommt, dass ich dieses Buch trotzdem unbedingt lesen wollte, und warum es mir so gut gefallen hat, dass ich mir den zweiten Band herbeisehne, erfahrt ihr, wenn ihr weiter lest!

Auf der letzten Buchmesse (LBM19) habe ich so viele neue Menschen kennengelernt, unter denen auch Katania de Groot war, die Autorin von Wolfkisses. Manchmal findet man Menschen auf Anhieb sympathisch, und wenn diese Menschen Autoren sind, bin ich sofort neugierig, was sie denn so schreiben. Und so wollte ich unbedingt wissen, wie dieses Wolfkisses ist, und ob es mir gefallen könnte. Ich gebe zu, das wunderschöne Cover hat dazu beigetragen, dass ich das Experiment Werwolf gewagt habe.
Als das Buch dann bei mir einzog, war ich direkt verzaubert von der schönen Innengestaltung. Der Tannenwald, der den unteren Seitenrand ziert, ist wunderschön und stört nicht beim Lesen, schafft im Gegenteil sogar eine super schöne Leseatmosphäre. Ich liebe nebelige Wälder, und so hat mich allein die Innengestaltung mit den Bäumen, den kleinen Wölfen und den schönen Überschriften verzaubert.
Ich war sehr überrascht, als ich direkt auf Seite 3 schon Freundschaft mit einem der Protagonisten geschlossen habe, weil er mir so sympathisch war. Ich konnte mich sofort in ihn hineinversetzen und hatte ihn gern. Das hat sich dann auch im Verlauf des Buches nicht geändert. Auch die anderen Protagonisten mochte ich direkt, waren sie doch alle nicht so, wie ich es aus den wenigen Büchern mit Werwölfen, mit denen ich bisher in Kontakt gekommen bin. Keine unnormal attraktiven, düsteren Typen, die einen auf "außen Badboy, innen Beschützer" machen, keine dämlich verliebten Frauen, die sich einfach alles gefallen lassen, und auch keine sinnlos gewalttätigen Fieslinge ohne erkennbares Motiv. Das hat mich tatsächlich sehr gefreut. Im Gegensatz zu meinen Befürchtungen waren die Charaktere allesamt sehr authentisch, man konnte sie verstehen und wusste, warum sie taten, was sie taten. Jeder hatte seine ganz eigene Persönlichkeit, die weit entfernt von langweiligen Stereotypen war.
Besonders verzaubert haben mich die beiden Lovestorys, die die Autorin hier gekonnt in die Handlung verwoben hat. Sie haben sich weder in den Vordergrund gedrängt, noch sind sie untergegangen. Ich könnte gut verstehen, warum sich wer in wen verliebt hat, und fand es toll, dass es keine künstlichen Auseinandersetzungen gab, die der Sache mehr Drama verleihen sollten, aber ansonsten eher sinnlos sind. Sowas braucht diese Geschichte nicht, da sie von sehr tiefen, verständlichen Problemen lebt, deren Auflösung nicht mit einem einfachen Gespräch gelöst werden könnten, das nie erfolgt (weil Drama und so. Hach, ihr merkt, wie sehr ich mich freue, dass ich all das in diesem Buch nicht gefunden habe!). Gerade, dass die Charaktere, die in die Lovestorys verwickelt waren, einerseits verletzlich, andererseits stark sind, ein eigenes Leben, einen eigenen Willen, Verständnis, Pflichten und Co haben, hat sie sehr menschlich gemacht (auch, wenn einige von ihnen nicht so ganz menschlich waren). In den meisten Lovestorys findet man irgendwann mehr oder weniger toxische Beziehungen, in denen sich einer der Partner über den anderen stellt und sich der andere fügt, oder dass einer blind hinter dem anderen herläuft und durchgehend verletzt wird. Teilweise liest man sogar mit rosaroter Brille, wie einer der Partner (meistens die Frau), von ihrem Freund erniedrigt und zu einem wertlosen Objekt der Begierde degradiert wird. Muss ich erwähnen, dass auch das hier - trotz der Werwölfe mit ihren Tierinstinkten - nicht passiert ist? Natürlich kamen am Rande einige solcher Probleme vor, aber sie wurden an keiner Stelle romantisiert oder normalisiert, beschönigt oder ähnliches.
Insgesamt findet man in diesem Buch erstaunlich vieles, das endlich mit all diesen Klischees bricht und die Probleme aufzeigt, anstatt sie für die Dramatik zu benutzen und dabei zu verharmlosen. Und das macht diese Geschichte so unfassbar stark. Von Körperverletzung über Revierkämpfe bis hin zu Entführung und Misshandlung findet man in diesem Buch vieles, aber niemals verherrlicht oder entschuldigt. Diese Dinge sind so, wie sie sind: Falsch. Probleme, die zu bewältigen sind. Und genau daraus schöpft die Geschichte ihre Stärke.
Insgesamt entsteht aus allem ein Strudel, der den Leser fesselt, fasziniert, erschreckt, bedrückt, hoffen und bangen lässt. Dieses Buch hat alles, was ein guter (Werwolf-)Roman braucht. Action, Kampf, Liebe, Konflikte, verschiedene Weltansichten... Alles eben. Und genau aus diesem Grund hat mich dieses Buch von sich überzeugt.
Ich kann allen nur wärmstens Empfehlen: Lest dieses Buch. Lest es, wenn ihr gerne Bücher über Werwölfe lest. Lest es, wenn ihr sonst keine Bücher über Werwölfe lest. Lest es einfach, es ist toll!

Noch kurz zum Thema Trigger:
Triggerwarnungen sind mir noch nicht in vielen Büchern begegnet, aber so wie hier habe ich sie wirklich noch nie gesehen. Hinten im Buch findet man eine Liste mit allen Triggern, die einem in der Geschichte begegnen. Sie sind im Text mit kleinen Laternen markiert, sodass man selbst entscheiden kann, ob man das gerade lesen mag, oder eben nicht. Da hinten im Buch die Seitenzahlen mit einem knappen Vermerkt auf die Art des Triggers zu finden sind, wird so im Buch selbst auch nichts gespoilert. Ich finde diese Lösung sehr schön, und wünschte, dass man sie so in mehr Büchern finden würde.


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