Rezension | Dark Palace - Zehn Jahre musst du opfern von Vic James

Vor wenigen Tagen habe ich mich mal wieder an ein Buch gewagt, das nicht aus einem Kleinverlag und auch nicht von einem Selfpublisher ist. In letzter Zeit ist das eine Seltenheit bei mir! Vor allem das Cover, aber auch das Thema an sich und die Tatsache, dass das Buch durch Wattpad bekannt wurde, haben mich dazu gebracht, das es genauer unter die Lupe zu nehmen.


Klappentext:

Zehn Jahre Sklavenarbeit für alle. Fast alle.

In England muss jeder, der nicht zum magischen Adel gehört, zehn Jahre lang als Sklave arbeiten.
Lukes Familie will diese Sklavenjahre gemeinsam durchstehen, im Dienst der mächtigen Herrscherfamilie Jardine. Doch nun rast Lukes Herz vor Angst, als er plötzlich von den anderen getrennt und in die laute und schmutzige Fabrikstadt Millmoor gebracht wird. Die Arbeit dort ist besonders hart.
Seine Schwestern sind mit den Eltern am prunkvollen Hofe der Jardines den rücksichtslosen Machtspielen und eiskalten Intrigen der Elite ausgesetzt. Vor allem der junge Adlige Silyen verfolgt mit seinen ungeheuerlichen magischen Fähigkeiten eigene Ziele. Und Lukes Schwester Abi verliert ihr Herz an den Falschen.

Also das verstand man unter ›Geschick‹, dachte Luke, als er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Ein so unerträglicher Schmerz, dass man sich wünschte, man wäre tot.
Wie sollte man dagegen ankämpfen? Wie konnte man Menschen besiegen, die dazu fähig waren? Nicht Menschen – Monster. Es spielte keine Rolle, dass es nur wenige von ihnen gab: Diese Wenigen genügten völlig.


Meine Meinung:

Zehn Jahre musst du opfern. Allein der Titel verrät einem schon so einiges über dieses Buch, denn diese 10 Jahre Sklavenarbeit muss jeder Bürger hinter sich bringen. So auch Luke und seine Familie, doch dabei kommt es zu mehr Komplikationen, als gut für alle Beteiligten ist.
Die Sklaven sind ihren Aufsehern oder Vorgesetzten komplett ausgeliefert. Sie haben 10 Jahre lang keine Rechte und sind der Besitz des Staates oder der Familie Geschickter, der sie dienen. Das System ist grausam und wird so lange nicht in allen Ländern geführt, doch die Geschickten in England haben die Macht an sich gerissen. Durch ihre Gaben kann ihnen diesen Posten keiner so schnell streitig machen, doch es gibt Menschen, die gegen die Ungerechtigkeit ankämpfen - sogar in den eigenen Reihen.
Die erste Seite des Buches hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Ich war einige Seiten lang total gefesselt vom Schreibstil der Autorin und habe die ersten Andeutungen und Geschehnisse förmlich inhaliert, doch nach einer Weile nahmen Tempo und Spannung deutlich ab. Man liest die Geschichte aus sehr vielen Perspektiven - was ich normalerweise mag - doch dieses Mal war das in meinen Augen nicht sehr vorteilhaft für die Geschichte. Dadurch, dass jeder Charakter, der einen Part erzählt, fast bei 0 anfängt, dauert der Mittelteil sehr lange und es braucht einiges an Zeit, bis es spannend wird. Die Hinweise und interessanten Details sind ganz unspektakulär in den Alltag der Charaktere eingebaut und kommen so nicht wirklich zur Geltung. Auch fiel es mir schwer, die Charaktere zu mögen oder mit ihnen mitzufühlen. Wo am Anfang noch schöne Szenen waren, in denen man die Charaktere gut kennenlernen konnte, fehlten diese irgendwann fast komplett. Die Charaktere, die sehr interessant waren - Gavar, Jenner, Silyen, der Doc, Renie, Daisy - hatten wenig Platz, sich zu entfalten, wodurch man sie nicht so gut kennenlernen konnte, dass man sie wirklich mögen könnte. Insgesamt lernt man im ersten Band noch recht wenig kennen. Im Vordergrund stehen die Ungerechtigkeiten und Luke in der Sklavenstadt Millmoor. Doch selbst dieser Handlungsstrang, der nebenbei bemerkt der spannendste Part ist - wird wenig spannungsreich erzählt. Die wirklich interessanten und nervenaufreibenden Teile bekommen wir nicht mit, stattdessen liest man sehr viel von der Planung und dem Ergebnis.
Was dagegen sehr interessant war: Das Thema an sich. Der Zustand der Welt, in der Luke lebt. Das ganze furchtbare System voller Hass, Intrigen und Selbstüberschätzung. Dieses lernt man wirklich gut kennen und hassen. Besonders die Skrupellosigkeit der Geschickten wird sehr gut transportiert, auf der anderen Seite lernt man aber auch die andere Seite der Medaille kennen, denn auch unter den Geschickten gibt es einige, die gegen das sind, was die Regierung tut. Die Angst, die selbst sie vor ihren Leuten haben, ist beinahe greifbar.
Sehr erschreckend fand ich, dass die normalen Menschen so wenig gegen das System vorzubringen hatten - besonders am Anfang. Es scheint sich alles so sehr eingebürgert zu haben, dass die 10 Jahre Sklavenzeit etwas völlig normales für die Menschen sind. Sie treten diesen Dienst oft sogar freiwillig an, denn jeder Bürger darf sich den Zeitpunkt dafür auswählen. Auch dass die Menschen vor ihrer Sklavenzeit eingeschränkte Rechte haben - nur, weil die Geschickten so viel Macht haben - fand ich sehr schockierend. Nichtmal die, die sich mit der Rechtslage auskennen und dagegen hätten vorgehen können, unternehmen nichts.
Und... So abwegig ist all das nicht, wenn man die phantastischen Elemente mal außen vor lässt.
Vom Thema her ist Dark Palace ein grandioses Buch, doch an der Umsetzung habe ich einiges auszusetzen. Dennoch freue ich mich auf den nächsten Band!

Infos:
Autorin: Vic James
Band: 1 von 3?
Seitenzahl: 248
Verlag: Fischer Jugendbuch
ISBN: 978-3-8414-4010-5


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